Ich liebe es, Geschichten zu erzählen. Und seit vielen Jahren gibt es eine Geschichte, die ich immer wieder gerne als Metapher in meinen Seminaren und Trainings verwende, denn sie ist sehr ausdrucksstark und sie kann ganz unterschiedlich interpretiert werden.
Es war einmal ein kleiner Junge, der war sehr emotional, wurde immer sehr schnell wütend und neigte dazu, extrem auszurasten. Irgendwann kam sein Vater zu ihm, drückte ihm einen Hammer und eine große Packung Nägel in die Hände und sagte zu ihm: “Jedes Mal, wenn du wieder wütend wirst und ausrasten willst, gehst du ab jetzt zu unserem Zaun und schlägst da einen Nagel rein.”
Der Junge verstand nicht, warum er das tun sollte, er hat den Sinn überhaupt nicht kapiert. Aber er war einverstanden. Am nächsten Tag ging es dann los. Und im Laufe des Tages hämmernde der Bub über 20 Nägel in den Zaun. Die Tage vergingen und mit jedem weiteren Tag wurden es weniger Nägel, die er in den Zaun hinein schlug, weil ihm immer mehr bewusst wurde, dass es für ihn wesentlich einfacher war, Nägel in den Zaun zu hämmern, als auszurasten.
Eines Tages war es dann tatsächlich so weit, dass er einen ganzen Tag lang überhaupt nicht mehr ausrastete. Ganz stolz teilte er das seinem Daddy mit und Daddy nahm ihn an der Hand, ging mit ihm zu ihrem Zaun und sagte: “Ab jetzt machen wir das anders. Von jetzt an darfst du für jeden Tag, den du nicht ausrastet, einen dieser Nägel wieder aus dem Zaun ziehen.”
Und der Junge war einverstanden, auch wenn er wusste, das dieses Spiel vermutlich ziemlich lange dauern wird. Und so vergingen Tage. Es vergingen Wochen, bis der Junge irgendwann zu seinem Vater lief und sagte: “Ich habe keine Nägel mehr im Zaun. Der Zaun ist wieder komplett von Nägeln befreit.”
Der Junge freute sich wie Bolle. Und gemeinsam gingen sie dann zu dem Zaun.
Der Vater schaute den Zaun an und sagte dann zu seinem Kleinen: “Ich bin unglaublich stolz auf dich. Das hast du wirklich ganz, ganz großartig gemacht. Aber schau mal, wie viele Löcher die Nägel hinterlassen haben. Der Zaun ist nicht mehr der, der er mal war.”
Der Junge schaute sich den Zaun an. Ja, er stimmte zu. Und der Vater sagte: “Denk bitte daran, wenn du das nächste Mal wütend werden möchtest, etwas zu einem anderen Menschen sagst oder ausrasten willst. Deine Worte könnten Narben hinterlassen, wie diese Nägel Spuren in dem Zaun hinterlassen haben, auch wenn du dich entschuldigst, wenn es dir leid tut oder wenn du das Gesagte am liebsten zurücknehmen möchtest. Die Narben bleiben.”
In dieser Geschichte ging es darum, dass der Junge sehr emotional und teilweise sehr heftig anderen gegenüber wurde.
Ich habe dann vor vielen Jahren damit begonnen, diese Geschichte für mich zu nutzen. Ich habe mir die Frage gestellt: “Wie oft bin ich eigentlich nicht so nett zu mir? Wie oft sage ich mir Dinge oder denke gewisse Dinge, die mir nicht gut tun, die mich teilweise sogar in einen richtig schlechten Zustand bringen?”
Mein Problem war, ich hatte keinen Zaun und ich hatte keine Nägel. Aber ich wollte die Übung irgendwie auf mein Leben adaptieren und mal etwas anderes ausprobieren. Also habe ich folgendes gemacht…
Ich habe mir ca. 20 Geldstücke in die linke Hosentasche gepackt und jedes Mal, wenn ich mich dabei ertappt habe, wenn mir bewusst wurde, dass ich irgendwas denke, irgendetwas sage oder irgendetwas mache, was in mir negative Emotionen verursacht, nehme ich ein Geldstück und wechsle es in die andere Hosentasche, von der linken in die rechte.
Das war der Anfang von etwas ganz Neuem, denn im Laufe der Zeit wurde mir – genau wie dem Kleinen in der Geschichte – bewusst, welchen Shit ich mir erzähle und wie ich mir das Leben dadurch zur Hölle mache.
Ich habe so begonnen, dieses Modell der ShitTalks zu entwickeln.
Und je bewusster ich mir meiner inneren Dialoge wurde, desto einfacher war es für mich, sie sehr genau zu benennen, ihnen Namen zu geben.
So ist es mir gelungen, Stück für Stück meine negativen Talks abzustellen. Und genau dazu möchte ich dich einladen, dass du einfach mal einen Tag sehr bewusst durch die Welt, durch dein Leben gehst. Und jedes Mal, wenn du merkst, dass du dir irgendetwas sagst, was dir nicht gut tut, dass du irgendetwas machst, was dir nicht gut tut, dass du etwas denkst, was dir nicht gut tut, dass du dich irgendwie anklagst. dann nimm ein Cent Stück und wechsle damit die Hosentasche, die Hemdtasche, die Jackentasche oder was auch immer, um so dein Bewusstsein zu trainieren und bewusst wahrzunehmen, wie oft du nicht so nett mit dir selbst umgehst.
Und das Coolste: Mit jedem Tag, an dem du das machst, mit jeder Wiederholung dieser Übung, erlebst du, dass dein Bewusstsein größer wird. Und dir wird immer häufiger klar, wie du mit dir selber umgehst. Und das ist der erste Schritt, um damit zu beginnen. dein Bewusstsein dir selber gegenüber, dein Bewusstsein hinsichtlich deiner inneren Dialoge auf ein völlig neues Level zu bringen.
Ich wünsche dir viel Spass mit dieser Übung und sei am Anfang nicht ganz so erschrocken, wenn die Geldmünzen in deiner linken Hosentasche nicht ausreichen. Du merkst dann, “Verdammt noch mal, da läuft doch tatsächlich den ganzen Tag diese fiese, innere Stimme und die es nicht gut mit mir meint.” Es wird mit jedem Tag besser. Aber jedes Mal, wenn du was bemerkst, klopft dir auf die Schulter. Bis gestern war es dir noch gar nicht bewusst. Und damit fängst du an, dein Leben grandios zu verändern.
Ich wünsche dir heute einen super schönen Tag. Hab ne gute Zeit, grandiose innere Dialoge und bis bald.